Seit Kurzem ist es für Spieler aus Deutschland in Online Casinos nicht mehr möglich, mit VISA Kreditkarten Ein- oder Auszahlungen abzuwickeln. Ein Schock – oder war es doch zu erwarten? Was steckt hinter dem neuen Verbot? Werden Zahlungen mit VISA irgendwann wieder möglich sein? Hier teilen wir mit Ihnen, was wir herausfinden konnten.
Transaktionen mit Online Casinos nun verboten
Schon seit einer Weile kann man PayPal, die beliebteste Internet-Zahlungsmethode der Deutschen, nicht mehr benutzen, um bei Online Casinos Einzahlungen oder Auszahlungen zu machen. Nun hat ein ähnliches Schicksal einen der wichtigsten Kreditkarten Provider der Welt getroffen: VISA. Ähnlich wie PayPal wurde der Zahlungsdienstleister dazu aufgefordert, es für deutsche Spieler unmöglich zu machen, Zahlungen an Anbieter illegalen Glücksspiels durchzuführen.
Der Zahlungsdienstleister ist dabei jedoch nicht derjenige, mit dem der deutsche Staat ein Problem hat. Die deutschen Behörden, in diesem Fall das Innenministerium des Bundeslandes Niedersachsen, hat es eigentlich direkt auf die Online Casino Anbieter abgesehen, die ihre Glückspiel-Möglichkeiten, deutschen Staatsbürgern im Internet anbieten – denn laut deutschem Glücksspielstaatsvertrag dürfen sie das nicht. Warum werden aber stattdessen die Zahlungsdienstleister mit Handicaps belegt?
"Wenn aber andere, viel beliebtere Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel Skrill und Neteller, von einem ähnlichen Verbot in Ketten gelegt werden, kann man mit der Verärgerung vieler Spieler rechnen.”
Zahlungsdienstleister als Sündenböcke
Das Problem: Die Online Casinos haben ihren Sitz im Ausland und sind daher schwer zur Rechenschaft zu ziehen. Und dann gibt es da noch die Streitfrage um das EU Grundrecht der Dienstleistungsfreiheit, auf das sich die Online Casinos berufen. Demnach soll es für ein Online Casino, welches seinen Sitz beispielsweise im EU-Staat Malta hat, völlig legal sein, Dienstleistungen wie etwa Online Spiele auch in Deutschland anzubieten. Wer letztendlich Recht hat, ist seit Jahren umstritten und die Gesetzeslage rund um Online Casinos gilt in Deutschland, Österreich und vielen anderen Ländern als eine Grauzone.
Deshalb hat sich das Ministerium für Inneres und Sport in Niedersachsen nun eine andere Methode überlegt, und die deutschen Spieler am aus seiner Sicht illegalen Glücksspiel zu hindern: es werden die Zahlungsmethoden lahm gelegt. Ja, Plural, Methoden, denn auf der Webseite des Ministeriums heißt es deutlich: „Weitere Untersagungsverfügungen sind in der Vorbereitung und werden voraussichtlich folgen.“
Hin und Her bis zur Neuregulierung
Das kann ja heiter werden! Tatsache ist zwar, dass nur die wenigsten deutschen Online Casino Spieler VISA Kreditkarten zum Einzahlen benutzt haben. Wenn aber andere, viel beliebtere Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel Skrill und Neteller, von einem ähnlichen Verbot in Ketten gelegt werden, kann man mit der Verärgerung vieler Spieler rechnen.
Dabei hatten die Deutschen ja sowieso schon ein drohendes Unheil über sich schweben: das 1000 Euro Einzahlungslimit pro Monat, welches vielleicht ab Mitte 2021 bundesweit in Kraft treten wird. Diese Maßnahme soll dem Spielerschutz dienen und soll implementiert werden, wenn es ab Juli nächsten Jahres einen neuen deutschen Glücksspielstaatsvertrag gibt. Spätestens dann wird in der deutschen Spielergemeinde Aufruhr herrschen, denn es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die Spieler solchen strengen Vorschriften ohne Weiteres fügen werden. Viel wahrscheinlicher ist es, dass die Spieler sich dann erst recht dem Spielen in ausländischen Online Casinos zuwenden – selbst dann, wenn durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag Online Casinos mit deutscher Lizenz existieren werden, die zudem auch völlig legal sein werden.
Gute Neuigkeiten: Man kann sich gut vorstellen, dass es Mitte 2021 mit dem neuen Gesetzt wieder möglich sein wird, mit VISA Kreditkarten zu zahlen - zumindest in den legalen Online Casinos mit deutscher Lizenz.
Welche Auswirkungen könnte das haben?
Nun betrifft diese neue Regelung ausschließlich Online Casino Spieler aus Deutschland. In der Schweiz und auch Österreich ist es weiterhin ganz normal möglich, mit einer VISA Kreditkarte einzuzahlen und auch auszuzahlen. Aber wie sieht es aus in der Zukunft – könnte diese Einschränkung, oder ähnliche Verbote von anderen Online Casino Zahlungsmethoden, auch in anderen Ländern Einzug halten?
Sicher weiß das niemand, aber man kann es sich gut vorstellen. Solange der höchste Europäische Gerichtshof kein eindeutiges Urteil fällt, bleibt die rechtliche Grauzone bestehen. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern das ist auch in vielen anderen Ländern, inklusive Österreich und der Schweiz, ein Problem. In der Schweiz werden ausländische Online Casino Webseiten zwar geblockt, aber auch das ist im Zeitalter von VPN keine ideale Lösung. Deshalb könnte es gut sein, dass auch andere Länder sich den Umweg über die Zahlungsdienstleister zunutze machen werden, um das illegale Glücksspiel auszumerzen. Ob diese Maßnahmen jedoch im Endeffekt etwas bringen werden? Wahrscheinlicher ist, dass immer wieder neue Zahlungsdienstleister auftauchen, die noch kein derartiges Verbot bekommen haben. Es bleibt auf jeden Fall spannend, dieses rechtliche Tauziehen weiter zu beobachten.